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Idiopathische Skoliose

Die häufigste Form der nicht sekundär bedingten Wirbelsäulendeformitäten ist die idiopathische Skoliose, die sich nicht auf andere Ursachen wie Missbildungen, neurologische Erkrankungen, Syndrome und Bindegewebserkrankungen sowie Degeneration zurückführen lässt, d.h. die Ursache der Skoliose bleibt unklar.
Hauptmerkmal ist Seitverbiegung der Wirbelsäule mit Rotation (Verdrehung) der Wirbel, die zum Scheitelpunkt hin zunimmt und für die Ausbildung von Rippenbuckel und/oder Lendenwulst verantwortlich ist. Häufig liegt zusätzlich eine Deformierung in der Sagittalebene mit krankhafter Begleitlordose oder Begleitkyphose vor, wobei dann von einer Lordoskoliose beziehungsweise Kyphoskoliose gesprochen wird.
Auffällig wird die Skoliose durch zunehmende Deformierung des Rumpfes mit oder ohne Lotabweichung und mit, je nach Lage der Deformität, Ausbildung eines Rippenbuckels und/oder Lendenwulstes, Asymmetrie der Taillendreiecke und gegebenenfalls Schulterschiefstand.
Der erfahrene Arzt erkennt eine Skoliose schon bei der körperlichen Untersuchung. Röntgenaufnahmen bestätigen den Verdacht. Die typischen Veränderungen treten häufig während des Wachstumsschubes der Pubertät auf und betreffen Mädchen vier Mal häufiger als Jungen. Radiologisch können die Haupt- und Nebenkrümmungen nach der COBB-Methode ausgemessen werden. Anhand der Grade wird der Schweregrad der Skoliose bestimmt.

Auch leichte Skoliosen sollten ernst genommen und der weitere Verlauf engmaschig vom Arzt kontrolliert werden. Wirbelsäulenverkrümmungen kleiner als 20° erfordern eine intensive krankengymnastische Behandlung am besten nach Lennert- Schroth. Zusätzlich sollten Übungen Zuhause durchgeführt werden. Alle Sportarten abgesehen von stark stauchenden Übungen erlaubt.
Wirbelsäulenkrümmungen über 20° werden bei noch vorhandener Wachstumspotenz meistens mit einem individuell angefertigten Korsett aus leichtem Kunststoff behandelt (z. B. Cheneau-Korsett) behandelt. Das Korsett soll dreidimensional der eingetretenen Verdrehung der Wirbelsäule entgegen wirken. Damit die Behandlung effektiv ist, muss das Korsett möglichst lange getragen werden – üblich sind 22 Stunden am Tag, also auch nachts, was für Kinder und Jugendliche nicht immer leicht ist und oft ein Motivationsproblem darstellt.

Der Therapieerfolg muss regelmäßig überprüft und das Korsett an das Wachstum des Kindes angepasst werden. Ergänzend zur Korsett-Behandlung müssen  krankengymnastische Übungen durchgeführt werden. Dadurch können Verkrümmungen gemindert werden und es werden die Bauch- und Rückenmuskeln trainiert.
Aufgrund der chirurgischen Ergebnisse bei idiopathischer Skoliose gilt eine operative Therapie ab Krümmungswinkeln von mehr als 40 Grad lumbal und thorakolumbal sowie mehr als 50 Grad thorakal derzeit als sinnvoll, da jenseits dieser Krümmungswinkel auch nach Wachstumsabschluss in aller Regel eine Progredienz auftritt.