Krankengymnastik - funktionelles und propriozeptives Training

Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden, warum ein Arzt konsultiert wird. Die Ursachen von Rückenbeschwerden können sehr vielfältig sein, da verschiedene Systeme an der Entstehung der Schmerzen beteiligt sind, so der Muskelbandapparat, die Faszien, die kleinen Wirbelgelenke, Bandscheiben und Nerven.
Allgemein unterscheidet man zwischen spezifischen und unspezifischen Rückenschmerzen.  
Unspezifische Rückeschmerzen sind auf den Rücken begrenzt und strahlen eher nur lokal in den Rumpf, die Oberschenkel und Gesäß oder vom Nacken in die Schulter-Kopf-Region aus. Die Ursachen dieser Beschwerden sind häufig myofaszial, d.h. ausgehend von Muskeln und Faszien. Diese können durch Über- oder Fehlbeanspruchung sich verspannen, verkürzen oder entzündlich verändern.

Spezifische Rückenschmerzen sind nerval bedingt, d.h. ein Nerv wird eingeengt oder gedrückt (durch Bandscheibenvorfall oder knöchern) und es entsteht ein Schmerz entlang dieses Nerven, z.B. bis zu dem großen Zeh oder die Ferse ausgehend von der Lendenwirbelsäule oder bis zu den Fingern ausgehend von der Halswirbelsäule. Andere Ursachen können auch Verschleißprozesse an Bandscheiben und Gelenken sein (Osteochondrose oder Spondylarthrose) mit verschiedenen Formen von Instabilitäten. Diese Unterscheidung ist wichtig.
Viele Ursachen von Rückenschmerzen sind harmlos und lassen sich durch eine gründliche Untersuchung feststellen, ergänzend kann unter bestimmten Fragestellungen vor allem beim spezifischen Rückenschmerz eine Bilddiagnostik (Röntgen oder MRT) erfolgen. In der Praxis wird häufig jedoch die Bilddiagnostik vorangestellt. Während unseres Lebens durchlaufen wir einen Alterungsprozess. Dabei kommt es zu Veränderungen an Gelenken, Bandscheiben und anderen Strukturen. Alterung ist etwas das man nicht aufhalten kann und Alterung verläuft unterschiedlich. Alterung führt dazu, dass wir auf Bildern von der Wirbelsäule Veränderungen sehen. Diese müssen jedoch nicht unbedingt krankheitswert haben. Häufig ist es jedoch so, dass wenn eine Bilddiagnostik gemacht wurde und diese Veränderungen zeigt, dann glaubt man den „Übeltäter“ gefunden zu haben. Schnell ist dann auch. Die Schlussfolgerung, das muß repariert werden, ähnlich einem Auto, das man in die Werkstatt bringt. Nach der Reparatur ist dann alles wieder gut. Leider ist das mit der Wirbelsäule nicht so und die Bilddiagnostik oft irreführend und deshalb Operationen nicht unbedingt sinnvoll.

Training
 Entscheidend für die Beurteilung von  Rückenschmerzen sind häufig funktionelle Störungen mit Einschränkungen  in der Mobilität und Belastbarkeit. Faszienverklebungen und  Verhärtungen, Entzündungen an Sehnenansätzen, Kapselverkalkungen etc.  können zu Schmerzen führen, die häufig bewegungs- und belastungsabhängig  sind. Analysen des myofaszialen Systems können häufig die Ursachen von  Rückenbeschwerden klären. Entsprechend ist die Therapie in erster Linie  ein Faszien- und Muskeltraining. Wer über ein elastisches,  widerstandsfähiges und geschmeidiges Fasziensystem verfügt kombiniert  mit einer starken und koordinativ leistungsfähigen Muskulatur kann gut  Schmerzen vorbeugen. Allerdings ist ein intensives Training erforderlich  um diese Leistungsfähigkeit des myofascialen Systems aufzubauen. Es  sind 3 Traingseinheiten in der Woche von ca. 1 Stunden Umfang  erforderlich. Häufig besteht das Training zum einen aus Kraft-Leistung  mit ca. 70% der Maximalbelastung, koordinativem und funktionellem  Training, sowie Faszientraining.  Dies kann durch Dehnung- und  Moibilitätsübungen, gezielte Massage zur Beseitigung von Myogelosen  ergänzt werden. Erste Trainingseffekte kann man nach 6-8 Wochen sehen.  Es kann jedoch auch schon 6 Monate dauern bis schwere muskuläre  Dysbalancen beseitigt und Körperwahrnehmung und Körpergefühl verbessert  werden. Unser sensomotorisches System ist häufig unausgelastet und  verkümmert, da es im Alltag zu wenig Reize bekommt. Dadurch  nimmt der  Trainingszustand der stabilisierenden Muskulatur  immer mehr ab. Deshalb  muß unser Training mehrdimensionale Reize  setzen um die Strukturen  funktionell mehrdimensional aufzubauen. Wie heißt es so schön: „Form  follows Function“. Aber Erfolge kann man nur erzielen, wenn der Patient  eine entsprechende Motivation mitbringt.











