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Wurzeltaschen-Zysten (Tarlov-Zysten)

Wurzeltaschen-Zysten sind relativ häufig und wurden erstmals 1938 von Tarlov beschrieben. Sie sind meist am Übergang der dorsalen Nervenwurzel ins Ganglion lokalisiert und treten typischerweise im Kreuzbein, in Höhe S2 und S3 auf. Sie sind meistens multipel und dadurch charakterisiert, dass sie Nervenwurzelfasern enthalten, wodurch sie sich von den extraduralen Zysten (z.B. Synovialzysten) unterscheiden. Die Ursache der Zysten ist unklar. Wahrscheinlich spielen genetische Faktoren eine Rolle, wodurch die Festigkeit der Dura an diesen Übergangsstellen geschwächt ist und somit ballonartig infolge des Nervenwasserdrucks ausbuchten kann. Deshalb werden diese Zysten auch als Divertikel bezeichnet. Die Behandlungsbedürftigkeit der Wurzeltaschen-Zysten wird kontrovers diskutiert. Die Zysten werden häufig als Zufallsbefund im Rahmen der Diagnostik von degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen gefunden. Sie können in Größe, Gestalt und Lokalisation variieren. Prinzipiell sind Wurzeltaschenzysten in allen drei Wirbelsäulenabschnitten, d.h. Halswirbelsäule, Brust Wirbelsäule, Lendenwirbelsäule und am Kreuzbein auftreten. Diese finden sich jedoch am Kreuzbein, wie bereits erwähnt, vermehrt. Dies kann mit dem hydrostatischen Druck im Nervenwasser, welcher am Kreuzbein am höchsten ist, im Zusammenhang stehen. Es spielen auch Einschränkungen in der Zirkulation des Nervenwassers in den Wurzeltaschen eine Rolle. So können Ventilmechanismen den Einstrom erleichtern, den Abstrom aber erschweren. Die Zysten können auch in der Größe beträchtlich variieren. Häufig kommt es durch chronische Druckwirkung auf Wirbelkörper und Nervenkanäle zu einer Ausdünnung der knöchernen Strukturen. Wenn die Zysten im Wirbelkanal lokalisiert sind, dann können Sie auch auf benachbarte Nervenwurzeln Druck ausüben. Dadurch können auch radikuläre Beschwerden entstehen. Dies bedeutet ins Bein ausstrahlende Schmerzen entsprechend einer Nervenwurzel, aber es können auch Taubheitsgefühle und in ganz seltenen Fällen auch Lähmungen. Somit können die Symptome bei Wurzeltaschenzysten auch einen Bandscheibenvorfall vortäuschen. Häufig entsteht die Symptomatik jedoch langsam progredient, d.h. schleichend, während der Bandscheibenvorfall eher akut, d.h. plötzlich symptomatisch wird. Auch wenn dies eher selten ist, da der Druck langsam ansteigt und über die Zeit eine Anpassung erfolgen kann, so können auch Kompensationsgrenzen überschritten und dann die Zysten symptomatisch werden.
In Ihrer medizinischen Behandlung gilt deshalb abzuklären, ob weitere Ursachen für bestimmte Symptome verantwortlich sein können oder ob es die Zyste ist.

Die Operationsindikation
besteht nur in den Fällen, in denen die radikulären Beschwerden mit den Wurzeltaschenzysten übereinstimmen. In diesen seltenen Fällen besteht die Behandlung in der chirurgischen Resektion. d.h. Abtragung der Zysten  (bestehend aus Arachnoidea alleine oder aus Arachnoidea und Dura). Die Dura kann nach der Abtragung entweder direkt verschlossen oder bei grossen Zysten durch Faltung gerafft werden. Manchmal ist eine Resektion der Zystenwand nicht möglich, da Nervenfasern nicht nur am Boden der Zyste verlaufen, sondern sich fächerförmig in der gesamten Zystenwand ausbreiten. In solchen Fällen bleibt lediglich die knöcherne Dekompression (Entlastung) der Zyste. Andererseits können auch Ventilmechanismen in der Zyste beseitigt und die Zirkulation des Nervenwassers verbessert werden. Dadurch wird verhindert, dass die Zyste wieder neu entsteht.