Konservative Therapie
Die konservative Therapie hat das Ziel akute Rückensschmerzen und teilweise auch Arm- und Beinschmerzen ohne Lähmungserscheinungen durch eine Kombination aus medikamentöser Schmerztherapie, lokalen Injektionen und physikalischer Therapie zu beseitigen.
Die Therapiemethoden zielen darauf Muskelverspannungen und Blockierungen zu lösen sowie gereizte Nerven zu beruhigen. Die konservativen Therapie kann nicht das eigentliche Problem, z. B. einen Bandscheibenvorfall beseitigen. Dies muß der Körper selbst tun. Der Körper besitzt dafür entsprechende Reparatursysteme.
Wie jeder beobachten kann, heilen Wunden an der Haut auch meist von selbst. Daran sind in erster Linie Immunzellen beteiligt. Dieser Heilungsprozeß ist mit einer Entzündungsreaktion verbunden, da die Immunzellen Stoffe freisetzen, die weitere Immunzellen anlocken und die Wundheilung in Gang setzen. Diese Botenstoffe (auch Mediatoren genannt) führen aber auch zur Schwellung des Gewebes, was man nach einer Verletzung, z. B. Fußverstauchung selbst beobachten kann. Im Inneren des Körpers kommt es auch zu solchen Schwellungen, z. B. der Nervenwurzel. Deshalb zielen die medikamentösen Therapien auch auf eine Abschwellung der Nervenwurzel (z. B. durch die Gabe der so genannten nichtsteroidalen Antiphlogistika wie Voltaren oder Ibuprofen) oder die Injektion von Cortisol. Dadurch wird auch die überschießende Immunrekation eingedämmt. Somit kann der Heilungsprozeß auch als Wettlauf zwischen den Nebenwirkungen der Immunreaktion und dem Ziel nämlich der Beseitigung des Bandscheibenvorfall gesehen werden.
Dieser wird letztlich von den Immunzellen langsam aufgelöst und "aufgefressen". Das gelingt in ca. 80% der Fälle innerhalb von ca. 6 - 12 Wochen. Sind nach diesem Zeitraum weiterhin Beschwerden vorhanden, so ist zu vermuten, dass das Immunsystem es nicht geschafft hat das Problem zu beseitigen. Dies passiert dadurch, dass die Immunzellen im so genannten "bradytrophen Gewebe", d. h. Gewebe, das nicht richtig durchblutet wird, nicht so effektiv arbeiten wie in der Haut, die sehr stark durchblutet ist. Die Bandscheibe wird letztlich gar nicht durchblutet, das bedeutet Immunzellen müssen aus Nachbargeweben einwandern.
Wenn der Körper es also nicht schafft innerhalb eines Zeitfensters von 6-12 den Bandscheibenvorfall zu beseitigen, dann muß über eine Operation (diese kann meist endoskopisch erfolgen) nachgedacht werden. Zu langes Festhalten an Behandlungsmaßnahmen ohne Besserungstendenz führt zur Chronifizierung der Beschwerden mit der Entstehung des so genannten Schmerzgedächtnisses und zur Fixation von Fehlhaltungen, da Muskelansätze sich verkürzen, Gelenkapseln schrumpfen und Bandscheibenvorfälle verkalken. In späten Stadien können daraus verschiedene Formen der Wirbelsäuleninstabilität und Verformung resultieren. Deshalb gilt nicht immer die Devise, dass eine Operation möglichst weit hinausgeschoeben werden sollten, dann in einem sehr fortgestrittenem Stadium der Degeneration bzw. des Verschleißes bestimmte Therapien nicht mehr möglich sind (wie beispielsweise die künstliche Bandscheibe), dann müssen aufwändigere Rekonstruktions- und Stabilisierungoperationen durchgeführt werden.