Postdiscektomie-Syndrom
Der Begriff Postdiscektomie-Syndrom beschreibt Probleme bzw. Beschwerden die nach einer Bandscheibenoperation auftreten können. Dabei ist es so, dass nach einer Operation, bei der vorrangig der so genannte Ischiasnerv entlastet wird, die Schmerzen aus dem Bein verschwinden und dann nach einem zeitlichen Intervall wieder Beschwerden auftreten können. Hierbei gilt es jedoch, die Art der Beschwerden genau zu analysieren, d.h. wo befinden sich die Schmerzen? Sind sie hauptsächlich im Rücken und strahlen nur etwas seitlich aus, vielleicht bis zum Gesäß und den Oberschenkeln oder gehen sie wieder ins Bein bis in den Fuß? Sind die Schmerzen belastungsabhängig und besteht ein positives Lasegué-Zeichen oder nehmen die Schmerzen beim Rückwärtsbeugen zu?
Der unterschiedliche Schmerzcharakter deutet auch auf unterschiedliche Ursachen. Deshalb ist für die Beurteilung der Beschwerden eine Untersuchung und eventuell eine Bilddiagnostik (Röntgen und MRT) zwingend.
Prinzipiell lassen sich verschiedene Ursachen ermitteln.
1. ein erneuter Bandscheibenvorfall. Typisch dafür ist ein akuter Beginn, d.h. aus dem Nichts geht es plötzlich wieder los und die Schmerzen entsprechen dem klassischen Wurzelkompressions-Syndrom mit Ausstrahlung ins Bein bis in den Fuß.
2. Vernarbungen zwischen Nerven und dem umliegenden Gewebe. Bei einer klassischen Bandscheibenoperation wird der Wirbelkanal eröffnet und dann der Bandscheibenvorfall entfernt. Dies stellte eine innere Wunde dar, die der Körper reparieren muss und diese Reparatur erfolgt mit einer Narbe. Dabei gilt prinzipiell, je größer die so genannte Eröffnung desto größer auch die Narbenbildung. Deshalb sollte möglichst wenig gesundes Gewebe verletzt werden. Dies ist der große Vorteil der endoskopischen Bandscheibenchirurgie, wo lediglich Strukturen gespalten werden und das Fettgewebe im Wirbelkanal, welches als Gleit- und Schutzschicht dient nur verlagert, d.h. seitlich verschoben wird.
3. Reaktive Osteochondrose. Ein Bandscheibenvorfall führt zu einem Gewebsverlust in der Bandscheibe. Auch ohne Operation resultiert daraus eine Höhenminderung des Zwischenwirbelraums und eine Verhärtung der Bandscheibe die sogenannte Osteochondrose. Dies ist mit einem Spannungsverlust verbunden und führt letztlich zu einer Segmentlockerung, die muskulär abgefangen werden muss. Gelingt es dem Körper nicht, diese segmentale Mehrbeweglichkeit zu beseitigen, so kommt es zu einem Instabilitäts-Syndrom mit einer Mehrbelastung der Facettengelenke und im ungünstigsten Fall zur Entstehung eines Wirbelgleitens oder seitlichen Abkippens. In der Frühphase dieses Phänomens ist das so genannte Knochenmarködem bzw. Modic-Zeichen im MRT sichtbar. Da sind die therapeutischen Möglichkeiten am besten
Ebenso vielfältig wie die Ursachen, ist auch die Therapie des Postdiscektomie-Syndroms.
1. Bei einem neuerlichen Bandscheibenvorfall ergibt sich die Frage einer neuerlichen Operation mit oder ohne zusätzliche Stabilisierung. Dabei kommen dynamische Systeme zur Anwendung. Häufig genügt ein so genannter interspinöser Spreitzer, der den Abstand des Zwischenwirbelraums erhalten und die Bandscheibe und die Facettengelenke entlasten soll. Bei leichten Formen der Instabilität mit eventuell einem leichten Wirbelgleiten werden dynamische Schrauben-Stab-Systeme eingesetzt. Die Art der Therapie muß genau abgewogen werden um auch langfristig Beschwerdefreiheit bzw. –linderung zu erreichen.
2. Bestehen Rückenschmerzen auf Grund eines funktionellen Instabilitäts-Syndroms, so wird zunächst versucht krankengymnastisch, die Rückenmuskulatur aufzubauen, um dadurch der Wirbelsäule wieder Festigkeit zu geben. Auch das vorübergehende Tragen eines Korsetts kann sinnvoll sein. Lässt sich konservativ eine Wirbelsäuleninstabilität nicht beseitigen, so kann eine stabilisierende Operation erforderlich werden. Diese kann häufig minimalinvasiv durchgeführt werden. Dabei muß zwischen dynamischen und starren Systeme gewählt werden. Dazu ist eine genaue Untersuchung notwendig. Entscheidend ist hierbei die noch vorhanden Funktion, d.h. Beweglichkeit, die in Röntgenfunktionsaufnahmen ermittelt wird sowie der Grad der Instabilität und Degeneration der Facettengelenke und der Bandscheibe. Dies wird am MRT ermittelt. Manchmal ist zusätzlich noch ein CT erfoderlich.
3. Bei Zeichen der reaktiven Osteochondrose mit entsprechenden Veränderungen in der Bandscheibe (klassisch „Black disc“) und in den benachbarten Wirbelkörpern (klassisch Modic-Zeichen) bei noch ausreichender Bandscheibenhöhe (Minimum 30%) und vorhandener segmentaler Beweglichkeit ist häufig die Implantation einer Bandscheibenprothese die Methode der Wahl