Facettendenervation
Rückenschmerzen sind häufig Folge eines Verschleißes an den Bandscheiben und Facetten. Im Verlauf kommt zu entzündlichen Veränderungen an den Wirbelgelenken mit dem Bild der Spondylarthrose. Dies führt zu einer lokalen Instabilität mit sekundären Muskelverspannungen, Schonhaltungen und dem typischen Kreuzschmerz. Das Beschwerdebild wird als Facettensyndrom bezeichnet. Die Therapie erfolgt zunächst medikamentös (z. B. Ibuprofen oder Diclofenac) kombiniert mit Krankengymnastik zur Verbesserung der Wirbelsäulenstabilität und lokalen Injektionen an die Facettengelenke (so genannte Facettenblockaden, siehe auch Schmerztherapie). Die Wirkung ist häufig jedoch nur zeitweilig. Soll ein nachhaltiger Effekt erreicht werden, so besteht die Möglichkeit der Facettendenervation.
Diese Therapie hat das Ziel den Nerven, welcher den Schmerz, der an den Facetten (kleinen Wirbelgelenken) entsteht, weiterleitet, zu veröden. Dadurch wird die Schmerzleitung unterbrochen und somit die Schmerzwahrnehmung verhindert. Der eigentliche Prozess, der zur Schmerzentstehung führt wird hierdurch nicht behandelt. Es ist somit eine symptomatische Therapie (orientiert sich am Symptom – Schmerz) im Gegenteil zur kausalen Therapie, die die eigentliche Ursache (z.B. eine Instabilität) beseitigt.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Facettendenervation (1. chemisch, 2. mittels Vereisung, der so genannten Kryotherapie oder 3. mittels Erhitzung, der so genannte Thermokoagulation). Bei der Facettedenervation mittels Thermokoagulation (Rhizotomie) wird eine Kanüle unter Röntgenkontrolle direkt an den Ramus dorsalis des Spinalnerven platziert. Dann wird in die Kanüle eine Elektrode geführt und der Nerv motorisch und sensibel (Gefühl) gereizt. Dabei empfinden die Patienten häufig ein „Zucken“ im Rücken, was die korrekte Position der Nadel beweist. Es dürfen jedoch keine motorischen oder sensiblen (Gefühls-) Reaktionen im Bein auftreten. Dann würde die Nadel falsch liegen und die Nervenwurzel selbst würde gereizt werden. Die Nadelposition muß in einem solchen Fall korrigiert werden. Nachdem die korrekte Position der Kanüle gesichert wurde, wird mittles Stromfluß eine lokale Erwärmung auf 85°C erzeugt und über 90s gehalten, so dass der Nerv verödet wird. Diese Prozedur muss an 6-8 verschiedenen Stellen durchgeführt werden. Danach werden die Patienten noch für 1 Woche mit Ibuprofen behandelt, um lokale Entzündungreaktionen zu verhindern. Die Wirkung der Facettendenervation hält ca. 6-12 Monaten an, manchmal auch 2 Jahre. Leider ist nur selten ein permanenter, d. h. dauerhafter Effekt zu erzielen, da wenn der Nerv verödet ist, seitlich neue "Ästchen" sprießen, ähnlich einem Baum dem man einen Ast abgeschnitten hat. Das Verfahren kann jedoch wiederholt werden. Manchmal bildet sich nach wiederholter Thermokoagulation eine Narbe um den Nerven, die ein erneutes "Ausproßen" verhindert und dadurch der Effekt langfristig wird.
Ablauf der Facettendenervation
Die Facettendenervation findet unter sterilen Bedingungen im Röntgenraum statt. Es erfolgt zunächst die optimale Einstellung der Wirbelsäule, dann werden die entsprechenden Punktionstellen markiert und lokal betäubt. Anschließend erfolgt die Punktion und die röntgenologische Kontrolle der Lage der Kanüle. Wenn diese als optimal eingeschätzt wird, dann wird sensibel und motórisch gereizt. Bestätigt die Reizung die richtige Position, dann wird der Nerv direkt betäubt, damit der Patient die Verödung selbst nicht spürt und die Erhitzung gestartet. Abschließend wird noch Cortisol appliziert, um eine lokale Entzündungsreaktion zu verhindern. Danach wird sich der nächsten Stelle zugewandt. Insgesamt erfolgen 6-8 Punktionen.