Sanfte Methoden
Bei einem Bandscheibenvorfall stehen viele Patienten den möglichen Behandlungsalternativen oft ratlos gegenüber Dabei sollte besonders derjenige, der gerade unter starken Schmerzen leidet, Nutzen und Risiken genau abwägen. Meist kommt der Bandscheibenpatient in einer akuten Schmerzsituation zum Arzt und wünscht sich nichts sehnlicher, als dass dieser Schmerz so schnell wie möglich aufhören möge. Dazu kommen durch die zeitweise lmmobilität existenzielle Sorgen: Wann kann ich meinen Beruf wieder ausüben, und wer versorgt Haushalt und Kinder?
Um die möglichen Therapieoptionen richtig einschätzen zu können, ist es erst einmal notwendig zu begreifen, was bei einem Bandscheibenvorfall passiert und wie die einzelnen konservativen und operativen Verfahren die aufgetretenen Schaden zu beheben versuchen.
Anders als bei einer Bandscheibenvorwölbung wird beim Bandscheibenvorfall der äußere Faserring nicht nur vorgewölbt, sondern er reißt unter dem Druck des nach außen drängenden Gallertkerns, sodass dieser nach außen tritt und einen Nerv oder anderes Gewebe schmerzhaft bedrängt. Dieser Prozess ist nicht umkehrbar - zum einen verliert der äußere Faserring durch den Riss Stabilität zum anderen geht dem Bandscheibenkern unwiderruflich Substanz verloren. Von selbst regeneriert sich die
Zellmasse im Innern der Bandscheibe nicht. Auch durch eine Operation kann diesbezüglich normalerweise keine Veränderung hervorgerufen. Allerdings gibt es Ansätze durch Transplantation von Chondrozyten bzw. adulten Stammzellen die Regeneration zu verbessern und zumindest teilweise Gallertstrukturen wiederherzustellen.
Eine Operation zielt jedoch normalerweise einzig darauf ab, das den Nerv bedrängende Gewebe zu entfernen und damit Schmerzen und etwaige neurologische Ausfallerscheinungen schnellstmöglich zu beseitigen. Mit einer offenen Operation ist dabei aber oft eine Veränderung der Wirbelsäulenstatik verbunden. Dies liegt daran, dass man nicht an die vorgefallene Bandscheibe herankommt, ohne vorher den im Zugangsweg befindlichen Knochen teilweise zu entfernen, so dass man unter Sicht das ausgetretene Gewebe entfernen kann. Welche Beschwerden dann langfristig diese veränderten Verhältnisse schaffen, ist dabei oftmals schwer abzuschätzen. Manchmal versucht der Körper, den Knochenverlust durch die Bildung einer harten Narbenplatte auszugleichen. Diese kann nach kurzer Zeit den Nerven umschließen und ganz ähnliche Beschwerden verursachen wie der Bandscheibenvorfall selbst.
Durch Verkleinerung des Zugangswegs unter Nutzung endoskopischer Techniken, versucht man möglichst wenig Umgerbungsgewebe zu schädigen. Als Chirurg möchte man keine Spuren hinterlassen. Der Bandscheibenvorfall soll entfernt werden, ohne mögliche Spätfolgen. Trotzdem möchte man zunächst alle Alternativen ausschöpfen.
Minimalinvasive Techniken
Minimalinvasive Techniken, sind Techniken, wo die eigentliche Prozedur durch Punktion bzw. mit Hilfe von Nadeln durchgeführt wird. Es wird also nicht „geschnitten“, wie bei der klassischen Chirurgie. Mit Hilfe dieser Nadel- bzw. Punktionstechnik können Medikamente mit hoher Präzision an den Ort ihrer Wirkung gebracht bzw. Schmerzen verursachende Nerven verödet, aber auch Bandscheibengewebe entfernt und sogar Stabilisierungsoperationen durchgeführt werden. Es verbleiben keine oder nur kleine Narben. Viele dieser Eingriffe können ambulant durchgeführt werden.
Minimalinvasive Techniken setzen eine genaue Kenntnis der Anatomie und der Pathologie voraus, da nicht die volle Übersicht vorhanden ist, sondern häufig das Vorstellungsvermögen helfen muß, um aus Einzelbildern den gesamten Körper zusammenzusetzen und um das Ziel an zu visieren. Sie sind aber in den Händen eines erfahrenen Arztes sehr wirksam. Der Trend geht eindeutig in diese Richtung, um möglichst wenig zusätzlichen Gewebsschaden zu verursachen und den Patient schnell wieder voll leistungsfähig zu machen.